08.02.2025 Textwerkstatt in der Zentralbibliothek Dresden

Von Römern & Germanen, Rum & Gedichten


Teilnehmende: Angelika Erdbeer, Katja Ullmann, Carlos Ampie Loria, Enno Wetzel, Jürgen B., L.J. Cropley


In der Zentralbibliothek in Dresden, auch Kulturpalast genannt, versammelten sich an diesem  sonnig-kalten Wintersamstag mehrere Autoren zu einer inspirierenden Textwerkstatt. Die Bibliothek selbst war erstaunlich voll mit Arbeitenden, Stöbernden, Lesenden. Unser kleiner Raum war erfüllt von einer kreativen Atmosphäre, während wir uns zu Beginn kurz vorstellten. Dann informierte uns Angelika Erdbeer über die Theorie des Sprachtrainings für Lesungen. Es wurde erläutert und diskutiert, wie man Texte optimal für eine Lesung aufbereiten kann ( große Schrift, Markierungen, Pausen) und welches Verhalten als Autor während einer Lesung angemessen ist, um das Publikum literarisch zu fesseln. (Text angemessen lesen, Blickkontakt, laut und deutlich, Betonungen, atmen nicht vergessen) Außerdem gab es Tipps, was zur Vorbereitung nötig sein könnte, zum Beispiel: Stimme aufwärmen durch Tonleiter singen, Lippenübungen, gähnen zur Kiefermuskelentspannung. (Rum oder Whiskey macht zwar eine coole tiefe Vorlesestimme, ist aber gesundheitlich auf Dauer nicht empfehlenswert :-))
Ein neuer Autor wurde herzlich in die Runde aufgenommen. Er stellte sich selbst und sein erstaunliches Lebenswerk vor: einen historischen Roman (noch nicht vollendet) , der auf Fakten rund um die Schlacht im Teutoburger Wald basiert. Erzählt aus germanischer Sicht mit vielen Sprachbildern und Fremdwörtern, die er mit Fußnote im Text erklärte (Gaue, Frame). Mit bereits 600 Normseiten in der Tasche, war er voller Enthusiasmus und bereit, seine Leidenschaft für Geschichte mit uns zu teilen. Ein unglaublich beeindruckender und sehr fleißiger Autor. Er hat sich entschlossen, das Schnupperjahr beim FDA zu nutzen. 

Herzlich Willkommen!
Ein anderer Autor präsentierte seine kurzen bewegenden Liebesgedichte, die er für seine Ehefrau verfasst hatte. In seinen Versen beschrieb er tiefgehende Gefühle und die Schönheit des weiblichen Körpers, im Vergleich zu den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde. Damit war auch der Bogen zu den Germanen und Römern wieder geschlagen. Wir versuchten gleich seinen geplanten Vortrag (Lesung in einer Galerie) anhand des Gelernten professioneller zu machen. Kurze Texte haben es oft nicht leicht, lange im Gedächtnis zu bleiben, wenn derer viele sind und alles zu schnell vorgelesen wird.
Dann geschah etwas Neues in der FDA Literatur. Wir bekamen eine Liebesgeschichte zu Gehör, in der die Protagonistin Klara sich zweimal verliebt: einmal in Heinrich, der mit ihr später eine Vernunftehe führt, und dann in Johann, den sie nie wirklich bekommen kann. Wir sollten aufmerksam zuhören und überlegen, ob wir ungewöhnliche Dinge etc. bemerken. Alle waren aufmerksam dabei. Es stellte sich am Ende heraus, dass der komplette Text von chat gpt erstellt worden war! Dieser Umstand regte die Diskussion über die Rolle von KI in der kreativen Schreibpraxis an. Sie nahm weiter Fahrt auf, als wir die Vor- und Nachteile dieser Technologien in der Literatur, im Alltag und der Arbeitswelt erörterten. Einige waren begeistert von den Möglichkeiten, die KI bietet, während andere skeptisch die menschliche Kreativität, Individualität, Leistung und Inspiration in den Vordergrund stellten. Ich war/ bin sehr dankbar und erfreut, dass dieses Experiment gemacht wurde, ist es doch eine technische Neuerung, die gerade die schreibende Zunft stark betrifft. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, komme was wolle.
Ich selbst  brachte u. a. ein kritisches Gedicht über die derzeitige politisch-gesellschaftliche Lage in Deutschland ein. Meine Worte waren eindringlich und fand erst in den Anwesenden stille Zustimmung, wobei doch über einzelne Passagen diskutiert und geraten wurde, noch drastischer zu formulieren. Meine Lyrik zu Künstlicher Intelligenz (KI) und Gefühlen löste konträre Meinungen und Empfindungen aus, fügte sich aber überraschend hervorragend in die Textwerkstatt ein. (s.o.)
Die Zusammenkunft in der Zentralbibliothek war ein fruchtbarer Austausch von Ideen und Perspektiven, der uns Autoren inspirierte und dazu anregte, unsere eigenen Werke weiterzuentwickeln. Es waren Stunden voller Kreativität, Leidenschaft und gemeinsamer Reflexion über die Kunst des Schreibens. 


L.J.Cropley & chat gpt


25.01.2025 / 11.00 Uhr Textwerkstatt in der Stadtbibliothek Leipzig


Diesmal waren wir 9 Literaturbegeisterte, darunter eine Studentin der Kulturwissenschaft. Monika begann mit dem Prolog ihrer Krebsnovelle. Wir waren der Meinung, dass sie den Prolog nicht braucht und fanden auch ihre Beschreibung des Spessart zu lang. Sie sollte die Beschreibung durch Gedanken oder kurze Gespräche auflockern. Sylke stellte uns die Anthologie „Schlafende Hunde“ von Thomas Bachmann mit ihrem Gedicht über Korruption vor. Bernhard las ein weiteres Kapitel aus seinem geplanten Roman über Terrorismus, Ulrike erzählte vom Einzug in eine Studenten-WG und Christel beschäftige sich in ihrer Kurzgeschichte schon mit Ostern. Aus seiner Autobiografie stellte uns Hagen das Kapitel Neulehrer vor, wobei der Begriff Neulehrer zweideutig war. Wir diskutierten auch darüber, ob man Begriffe, die heute nicht mehr geläufig sind, mit den damals üblichen Abkürzungen in den Text schreiben und sie dann in einer Fußnote auf der gleichen Seite erklären kann.
Weiterhin planen wir eine Anthologie unter dem Arbeitstitel „Kann zusammenwachsen was zusammen gehört?“ mit literarisch-privaten Texten von Schreibenden aus ganz Deutschland über das persönliche Erleben des Mauerfalls, der Wiedervereinigung sowie der Zeit bis heute.
Außerdem möchte das Uniradio Mephisto ein Portrait über unsere Textwerkstatt machen. Wir sind gespannt! Wieder eine gelungene Werkstatt.


Anne Meinecke
 


18.01.2025 Textwerkstatt  - Café Emil Reimann Mauersberger Straße/ Chemnitz
-es waren sieben Mitglieder und ein Gast anwesend-


Flucht aus der Stadt oder Fenster ins Hirn
Im ersten Treff des neuen Jahres ging es gleich turbulent zu. So verlegten wir wegen Straßensperrungen, Parkplatzproblemen und angekündigten Demonstrationen unseren Treff nach außerhalb des Stadtzentrums. Es sollten hauptsächlich die Vorbereitungen rund um unser Literaturfest im November
„Literatur im Spiegel von Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft“ besprochen werden. Doch zum Glück war auch ein junger Gast vor Ort, der uns sein Werk zu Beginn zu Gemüte führte: Schon der Titel „Fenster ins Hirn“ regte zum Nachdenken an. Ein Gedicht über eine A4 Seite lang, Wiederholungen als Stilmittel, hier und da echte und unechte Reime gemischt. Aufgrund der Nervosität etwas zu flott vorgetragen, aber Zeit ist schließlich Geld ;-). Wenn wir sagen, dass „Augen die Fenster zur Seele sind“, meinen wir oft, dass wir durch den Blick eines Menschen seine innersten Gefühle und Gedanken erahnen können. Doch was ist mit dem, was in unserem Kopf vor sich geht? In einer Welt, die von ständigen Veränderungen, Konflikten und politischen Spannungen geprägt ist, fühlen wir uns oft wie in einem Gefängnis dessen Mauern die eigene Schädeldecke sind. Als 15-Jähriger erlebt er vermutlich täglich, wie die
Nachrichten über Kriege, Klimawandel,Gewalt und Inflation auf der ganzen Welt
ihn belasten.
Diese Themen sind nicht nur abstrakte Szenen, sondern real und oft in Echtzeit erlebbar. Sie beeinflussen sein und mein Leben und unser aller Zukunft. In seinem Kopf entstehen Anklagen gegen die Politik und die Gesellschaft, die beide oft nicht genug unternehmen, um diese Probleme zu lösen. Es ist frustrierend, das Gefühl zu haben, dass diese Stimme nicht gehört wird. Also
schreibt man ein Gedicht darüber, auch wenn Ventil und Antrieb erstmal „nur“ eine Schulaufgabe waren.
Doch gibt es im Text auch Momente der Hoffnung. Wenn er über Träume und Ideen spricht, öffnet er ein Fenster in meinem und deinem Hirn, das zeigt, wie er ( und wir?) die Welt verändern will. In der Schule, im Ethik- Unterricht lernen wir, dass jeder seine eigene Perspektive hat. Wenn wir die Fenster in die Köpfe anderer Menschen öffnen, können wir ihre Ängste, Hoffnungen und Träume erkennen. Vielleicht sollten wir öfter inne halten und versuchen, die Welt nicht nur durch unsere eigenen Augen zu sehen, sondern auch durch die der anderen. Denn nur so können wir wirklich verstehen, was es bedeutet, Mensch zu sein und menschlich reflektiert zu handeln. - Um Veränderungen zu bewirken, damit unser Fenster eine saubere Scheibe hat, in dem sich ein blauer Himmel spiegelt.


Des Weiteren begrüßen wir auf diesem Wege neue FDA Mitglieder. Herzlich Willkommen, schön, dass ihr da seid. Das Jahr 2024 wurde nachbereitet und für 2025 + ein Buchprojekt beworben, das sich hauptsächlich um die DDR Wendezeit und Nachfolgendes drehen soll. Ein Aufruf zur Teilnahme und Texteinsendung an alle FDA-Autoren folgt in Kürze. Die Sponsorensuche für unser Literaturfest ist auf Hochtour. Wer dazu etwas beitragen kann und möchte, meldet sich bitte. Danke.
Alles Gute noch im neuen Jahr für alle Leser und Leserinnen.
Willkommen in der Kulturhauptstadt Europas.


L.J. Cropley