25.01.2025 / 11.00 Uhr Textwerkstatt in der Stadtbibliothek Leipzig
Diesmal waren wir 9 Literaturbegeisterte, darunter eine Studentin der Kulturwissenschaft. Monika begann mit dem Prolog ihrer Krebsnovelle. Wir waren der Meinung, dass sie den Prolog nicht braucht und fanden auch ihre Beschreibung des Spessart zu lang. Sie sollte die Beschreibung durch Gedanken oder kurze Gespräche auflockern. Sylke stellte uns die Anthologie „Schlafende Hunde“ von Thomas Bachmann mit ihrem Gedicht über Korruption vor. Bernhard las ein weiteres Kapitel aus seinem geplanten Roman über Terrorismus, Ulrike erzählte vom Einzug in eine Studenten-WG und Christel beschäftige sich in ihrer Kurzgeschichte schon mit Ostern. Aus seiner Autobiografie stellte uns Hagen das Kapitel Neulehrer vor, wobei der Begriff Neulehrer zweideutig war. Wir diskutierten auch darüber, ob man Begriffe, die heute nicht mehr geläufig sind, mit den damals üblichen Abkürzungen in den Text schreiben und sie dann in einer Fußnote auf der gleichen Seite erklären kann.
Weiterhin planen wir eine Anthologie unter dem Arbeitstitel „Kann zusammenwachsen was zusammen gehört?“ mit literarisch-privaten Texten von Schreibenden aus ganz Deutschland über das persönliche Erleben des Mauerfalls, der Wiedervereinigung sowie der Zeit bis heute.
Außerdem möchte das Uniradio Mephisto ein Portrait über unsere Textwerkstatt machen. Wir sind gespannt! Wieder eine gelungene Werkstatt.
Anne Meinecke
18.01.2025 Textwerkstatt - Café Emil Reimann Mauersberger Straße/ Chemnitz
-es waren sieben Mitglieder und ein Gast anwesend-
Flucht aus der Stadt oder Fenster ins Hirn
Im ersten Treff des neuen Jahres ging es gleich turbulent zu. So verlegten wir wegen Straßensperrungen, Parkplatzproblemen und angekündigten Demonstrationen unseren Treff nach außerhalb des Stadtzentrums. Es sollten hauptsächlich die Vorbereitungen rund um unser Literaturfest im November
„Literatur im Spiegel von Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft“ besprochen werden. Doch zum Glück war auch ein junger Gast vor Ort, der uns sein Werk zu Beginn zu Gemüte führte: Schon der Titel „Fenster ins Hirn“ regte zum Nachdenken an. Ein Gedicht über eine A4 Seite lang, Wiederholungen als Stilmittel, hier und da echte und unechte Reime gemischt. Aufgrund der Nervosität etwas zu flott vorgetragen, aber Zeit ist schließlich Geld ;-). Wenn wir sagen, dass „Augen die Fenster zur Seele sind“, meinen wir oft, dass wir durch den Blick eines Menschen seine innersten Gefühle und Gedanken erahnen können. Doch was ist mit dem, was in unserem Kopf vor sich geht? In einer Welt, die von ständigen Veränderungen, Konflikten und politischen Spannungen geprägt ist, fühlen wir uns oft wie in einem Gefängnis dessen Mauern die eigene Schädeldecke sind. Als 15-Jähriger erlebt er vermutlich täglich, wie die
Nachrichten über Kriege, Klimawandel,Gewalt und Inflation auf der ganzen Welt
ihn belasten.
Diese Themen sind nicht nur abstrakte Szenen, sondern real und oft in Echtzeit erlebbar. Sie beeinflussen sein und mein Leben und unser aller Zukunft. In seinem Kopf entstehen Anklagen gegen die Politik und die Gesellschaft, die beide oft nicht genug unternehmen, um diese Probleme zu lösen. Es ist frustrierend, das Gefühl zu haben, dass diese Stimme nicht gehört wird. Also
schreibt man ein Gedicht darüber, auch wenn Ventil und Antrieb erstmal „nur“ eine Schulaufgabe waren.
Doch gibt es im Text auch Momente der Hoffnung. Wenn er über Träume und Ideen spricht, öffnet er ein Fenster in meinem und deinem Hirn, das zeigt, wie er ( und wir?) die Welt verändern will. In der Schule, im Ethik- Unterricht lernen wir, dass jeder seine eigene Perspektive hat. Wenn wir die Fenster in die Köpfe anderer Menschen öffnen, können wir ihre Ängste, Hoffnungen und Träume erkennen. Vielleicht sollten wir öfter inne halten und versuchen, die Welt nicht nur durch unsere eigenen Augen zu sehen, sondern auch durch die der anderen. Denn nur so können wir wirklich verstehen, was es bedeutet, Mensch zu sein und menschlich reflektiert zu handeln. - Um Veränderungen zu bewirken, damit unser Fenster eine saubere Scheibe hat, in dem sich ein blauer Himmel spiegelt.
Des Weiteren begrüßen wir auf diesem Wege neue FDA Mitglieder. Herzlich Willkommen, schön, dass ihr da seid. Das Jahr 2024 wurde nachbereitet und für 2025 + ein Buchprojekt beworben, das sich hauptsächlich um die DDR Wendezeit und Nachfolgendes drehen soll. Ein Aufruf zur Teilnahme und Texteinsendung an alle FDA-Autoren folgt in Kürze. Die Sponsorensuche für unser Literaturfest ist auf Hochtour. Wer dazu etwas beitragen kann und möchte, meldet sich bitte. Danke.
Alles Gute noch im neuen Jahr für alle Leser und Leserinnen.
Willkommen in der Kulturhauptstadt Europas.
L.J. Cropley